Papierchromatografien von Bodenproben

Papierchromatografien von Bodenproben

Der Boden, ob begangen und beobachtet, und die Topografie des Geländes beschäftigen mich in meiner künstlerischen Arbeit seit 1998 immer wieder: In Zeichnungen, bei der Gartenarbeit, beim Besuch von privaten oder Community Gärten.

Das Projekt „Papierchromatografie von Bodenproben“ ist der Versuch, die Geschichte des befahrenen, begangenen, kultivierten und bewirtschafteten Bodens zu visualisieren. Mittels der Technik der Chromatografie, eines bildgebenden Analyseverfahrens, das Mitte des neunzehnten Jahrhunderts zur Analyse von Bodenproben angewandt wurde, versuche ich, die Beschaffenheit des Bodens darzustellen. Die entstandenen Bilder, sogenannte Bodenchromatas, geben vielfältige Auskünfte über die Bodenbeschaffenheit. Diese ist abhängig von der Lage und der Nutzung des Bodens. Ob im ländlichen oder urbanen Raum, im Wald oder auf der freien Wiese, an Autobahnen oder auf einem Feldweg, im Park oder im Garten, ob bewirtschaftet oder befahren, die Böden erzählen ihre Geschichte. Sie erzählen von Verdichtungen, von Sauerstoffmangel, von Schadstoffen, vom Gehalt an Nähr-, Humin- sowie Mineralstoffen, aber auch von der Lebensaktivität des Bodens.

Der Boden liegt unter meinen Füssen, ohne Boden bin ich verloren. Gerade in der heutigen Zeit des Mangels an Ressourcen ist ein Neudenken gefordert, und es ist mir ein Anliegen, die Komplexität dieser Ressource in visueller Form aufzuzeigen. Im speziellen versuche auf dem Weg nach Berlin, zu Fuss oder mit dem Auto, Bodenproben zu sammeln, um so eine visuelle Verbindung der verschiedenartigsten Böden zwischen der Schweiz und Berlin zu zeigen. Eine Bodenkarte der Chromatografien.

Die Wanderung auf dem West – und Frankenweg Richtung Berlin

Mein Wunsch, mich der Hauptstadt zu Fuss zu nähern, bedingte viele Recher-chen, wie Wanderkarten studieren, Bücher lesen, Unterkünfte suchen, Menschen befragen, eine Route festlegen. Das riesige Deutschland erschien mir nicht zu erwandern. Der Mut verliess mich, bis ich mich entschied, dieses Land in Etap-pen wandernd zu erobern. In Begleitung meines Partners und mit Hund Cliff wanderten wir im Juli 2019 vom Süden Baden-Württembergs nach Pforzheim, immer Richtung Berlin. Die Komplexität dieser Erfahrung macht schweigend, still und nachdenklich. Meine Konzentration galt der Beschaffenheit des Bodens. Einmal hart und nach langem wandern auch schmerzbereitend, dann wieder sanft, weich und federnd, rutschig und glitschig nach Regenfällen oder ausge-trocknet und rissig bei starker Hitze. Er riecht, der Staub steigt in die Nase, beim Gehen über Stein und Felsen sind die Fussgelenke gefordert. Immer wieder nahm ich Bodenproben mit der Idee, meine Reise mittels der Chromatografie von Bodenproben zu dokumentieren und eine Bodenkarte zu kreieren. Ein Sicht-barmachen meiner Erfahrungen, meiner Konzentration auf den mich tragenden Boden.

In Begleitung unterwegs, durch mit flauschigem Gras bewachsene Wälder, durch offene, weite Landschaften, um zwischendurch Bodenproben zu sammeln. Der Frankenweg führt durch drei Bundesländer, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg.